Kris und Pauline waren unterwegs auf die Südinsel und Chantal musste wieder nach Auckland. Somit blieben Patrick, Sebi und ich. Zu dritt, mit vollem Gepäck, war der Audi dann wirklich bis zur Kante geladen.
Noch war der Mount Ngauruhoe wolkenverhangen. Er ist besser bekannt als Mount Doom, oder auch der Schicksalsberg aus Herr der Ringe. Auf und um ihn, wurden viele Szenen der Triologie gedreht.
Um am nächsten morgen so früh wie möglich starten zu können, suchten wir uns einen Campingplatz so nah wie möglich am Nationalpark. Zu spät bemerkten wir, dass es dort zwar fließend Wasser gab, aber nur direkt vom nahegelegenen Fluss. Wir mussten unsere Wasservorräte für die morgige Wanderung also erstmal Liter für Liter abkochen....
Auch das Kochen selbst gestaltete sich schwierig, da es keinen Strom und keine Küchenutensilien gab. Wir hatten nur einen Gaskocher und unser Essen dabei. Wir borgten uns also von einer anderen Gruppe einen Topf und das Kochgeschirr.
Der ganze Campingplatz war voller Leute, die wie wir das Crossing am nächsten Tag starten würden. Über die Hälfte wie gewohnt... Deutsche^^
Am nächsten morgen brachen wir zeitig auf. Wir hatten perfektes Wetter :)
Schon beim Abfahren vom Campingplatz bot sich uns ein gigantischer Blick auf den Ruapehu, der riesige Berg inmitten des Parks, welcher sonst meistens wolkenverhangen war.
Ewig zog sich die Schotterstraße bis hin zum Startpunkt der Wanderung....hinter einer Kurve stand dann plötzlich ein einsames Auto am Straßenrand. Beim näherkommen erkannten wir die Backpackergruppe, von denen wir am Vorabend den Topf geliehen hatten. Ihnen war ein Reifen geplatzt... Sie hatten den Mazda von einem Händler in Auckland gekauft, der bei einer "Partnerwerkstatt" kurz davor noch WOF (TÜV) machen hatte lassen. Bei dem Vorderreifen der geplatzt war, konnte man sagen, es war zwar kein Profil, dafür aber noch Gummi zu erkennen. Der andere sah noch schlimmer aus...es schaute schon das Metallgewebe aus dem Gummi heraus, aber naja....eine Partnerwerkstatt drückt da schon mal noch ein Auge zu und gibt den TÜV Stempel drauf^^ Und wenn man selbst kein Auge darauf wirft, dann hat man den Salat....
Auch das Werkzeug war in derem Auto Mangelware, weshalb ich meinen halben Kofferraum ausräumte, um an meinen Wagenheber und den Schraubenschlüssel zu gelangen... So konnten wir uns gleich für den Topf revanchieren :P
Aufbocken konnten wir das Auto somit, nur mein Schlüssel war zu groß, wehalb wir uns mit einer Zange und einem Metallstab behelfen mussten.
Als das dann auch geschafft war, fuhren wir noch das letzte Stück zum Parkplatz. Dieser war aber schon jetzt komplett voll...mittlerweile war es 11 Uhr... durch unsere kleine Pannenhilfe hatte sich auch die Planung etwas nach hinten verschoben.
Wir mussten also, wie viele andere auch schon, an der Straßenseite parken. Damit meine Felgen bei der seitlichen Belastung des vollen Autos keinen Schaden nehmen konnten, machten wir promt wieder Gebrauch von meinem Wagenheber :P
Dann konnte es endlich losgehen. Wir hatten uns das Tongariro Alpine Crossing ausgesucht. Die längste mögliche Tageswanderung. Da das Crossing einmal quer durch den Park führt, muss man mit dem Bus, oder per Anhalter wieder um den Nationalpark herum, zurück zum Startparkplatz kommen.
Das Crossing beinhaltet den Mount Doom an sich nicht. Da Sebi Probleme mit seinem Knie hatte, kam dieser für ihn eh nicht in Frage. Wir machten also aus, uns am Fuße des Schicksalsberges zu trennen. Patrick und ich würden ihn erklimmen, Sebi direkt weiterlaufen und das Auto holen.
Bei diesem Profil sind nur die Höhenmeter des eigentlichen Crossings angegeben, der Mount Ngauruhoe (Mount Doom) selbst ist 2287m hoch.
Noch ein kurzes Selfie, dann konnte es losgehen ;)
Zunächst wanderten wir über einen schmalen Pfad durch die Vorlande des Berges. Die Lande Mordor sozusagen.
Weiter ging es über einen hölzernen Steg, der sich durch ein Sumpfland schlängelte.
Manche Steine sahen aus als wären sie aus einem Metall... wie Bronze
Wunderbar sieht man an den Stellen noch die Lavafinger, wo beim Ausbruch des Vulkans die heiße Magma den Berg hinunter geronnen war.
Zum Glück hatten wir genug Wasser eingepackt. Hier würde ich meine Trinkflasche nur ungern befüllen müssen.^^
Als wir das Sumpfland durchquert hatten, kam die "Treppe".
Die Höhenmeterjagd war somit eröffnet...
Die Backpacker krochen schon hier aus allen Löchern...an schönen Tagen wie diesem, sind es teilweise über 700 Menschen die das Crossing durchlaufen.
Dort wo der Alpine Crossing Pfad auf den Fuß des Mount Ngauruhoe traf, machten wir erstmal Mittag. Von hier aus würde Sebi das Crossing weiterlaufen und Patrick und ich uns an den Aufstieg machen.
Befestigte Wege oder ähnliches gibt es auf den Berg rauf keine. Er ist mehr wie einer der riesigen Schutthügel, auf die man schon als Kind in der Kiesgrube geklettert ist....nur eben viel viel größer!
Patrick wollte einen anderen Weg nach oben nehmen als ich, also trennten wir uns schon bald.
Je höher ich kam, desto schöner wurde die Aussicht. Schon jetzt konnte man die kleine Wüste sehen, durch die das Crossing später noch führen würde.
Das Ganze wurde mit der Zeit mehr klettern als laufen. An den Felsen wurde hoch geklettert, und die ebene Geröllbahn war sozusagen für den Surf down gedacht.
Weiter unten hatte ich Patrick erblickt...mit seiner roten Mütze kaum zu übersehen :P
Auch das Gestein selbst veränderte sich mit der Zeit. Ganz unten war die Wüste golden, dort in der Mitte, wo ich mich befand, wurde das Gestein rot, und an der Spitze schwarz....Neuseeland ist so deutsch...
Patrick verfolgte mich jetzt hartnäckig...
Da ich die ganze Zeit nur am Fotos machen war, holte er schnell auf. Als er mich dann erreicht hatte, waren wir schon so weit oben, dass man über die Ebene den See sehen konnte, der auf der Anhöhe nach der Wüste lag.
Und dann, als wir über die nächste Kuppe kamen.....plötzlich Schnee :D
Auch unser Hobbit hatte die letzen Meter geschafft, und erntete für seine Leistung einiges an Beifall:
Nur zur Größenveranschauung: Das in dem roten Kreis ist ein Mensch ;)
Ging ganz sche na ins Loch :P
Nachdem wir nochmal Brotzeit gemacht, und uns ne Coke gegönnt hatten, starteten wir die Kraterumrundung.
In der Ferne war die Straße und der Parkplatz erkennbar:
Wenn ich jetz nen Schlitten hätte :D
Von der Rückseite des Berges aus, hatte man dann freie Sicht auf den Ruapehu und die beiden Seen, Upper und Lower Tama, die zwischen den beiden Bergen liegen.
Die gegenüberliegende Felswand sah aus, als wäre ein gelber Steingolem reingesprungen und stecken geblieben^^
Allgemein war die Steinlandschaft hier recht bunt gehalten..
Nachdem wir dann einmal ganz rum waren, mussten wir auch wieder runter. Leon und seine Freunde hatten noch schnell einen durchgezogen und waren schon wieder auf dem Runterweg.
Abwärts ging ganz einfach....Gerölllawine lostreten, reinspringen, mitlaufen und aufpassen dass man nicht hinfällt.
Problematisch dabei nur, dass nach jedem Schritt ein Kilo Steine mehr im Schuh waren..
Zum Glück hatte Backpackerkollege Patrick Panzertape dabei:
Mit gefestigten Knöcheln, fast als hätte ich Bergstiefel an, konnte es dann vollgas weitergehen :D
1,5 Stunden rauf, 15 Minuten wieder runter...fast das Selbe, nur das Komma verschoben :P
Vom Fuß des Berges aus, orientierten wir uns wieder in Richtung Crossing Pfad. Dieser führte direkt durch die Wüste...
Auf der anderen Seite ging's dann wieder die Anhöhe hoch...
Teilweise laufend, teilweise musste an Ketten hochgeklettert werden...
Ich nahm die UV-Strahlung geschützten Hosenbeine meiner Zip-Zap-Hose als Sonnenschutz für meine Arme, da ich trotz mehrfachem einschmieren mit 50+ Sonnencreme knallrot war.
Auf der anderen Seite der Kuppe war ein riesiger blutroter Krater..
Seitlich slideten wir einen kleinen Abhang hinunter, dann lagen die drei kleinen Seen vor uns, die so genannten Emerald Seen, welche wir schon vom Gipfel des Mount Ngauruhoe gesehen hatten.
Das Wasser war erwartungsgemäß soichwarm. Mehr als meine Füße badete ich aber nicht darin..
Überall um uns herum qualmte und dampfte es. Wir befanden uns inmitten eines Gebietes, in dem Schwefeldämpfe aus der Erde treten.
In der Ferne war schon der größte der Seen zu erkennen. Der "Blue Lake"....wie einfallsreich^^
Wer da wohl begraben liegt? Eragon Leser könnten Brom vermuten ;)
Als wir die Seen passiert hatten, führte uns der Weg auf die andere Seite des Berges und durch eine Art Steppe wieder Richtung Tal.
Auch hier waren in der Ferne immer wieder aufsteigende Dampfschwaden von heißen Quellen zu sehen.
Schier endlos und wirr zog sich der Pfad durch die Hügellandschaft.
Wie wir später auf einem Schild lasen, um das Naturschutzgebiet zu schützen...das mussten wir dann natürlich erstmal mit unserer ganz persönlichen Marke beehren :P
Und dann ab, quer Feld ein...wir hatten ja nicht den ganzen Tag zeit....
Nach ein paar kleinen Abkürzungen erreichten wir dann den Wald am Fuße des Berges.
Teilweise war der Weg versperrt und "professionell" abgesperrt^^
Es war schon beinahe neun Uhr abends und langsam fing es an zu dämmern. Der Weg durch den Wald zog sich endlos. Patrick und ich vertrieben uns die Zeit damit, jeder in seinem heimischen, tiefsten Dialekt zu reden. So versuchten wir, eine halbwegs normale Konversation zu fürhen, aber falls uns jemand zugehört hat, hätte er es wohl nicht mehr als Deutsch, oder eine Art davon zu identifizieren wissen :P
Das Problem: Kein Sebi und kein 80er weit und breit...nur drei Autos auf dem ganzen Parkplatz, in denen Leute saßen.
Wir ließen uns also auch erstmal auf einer der Bänke nieder, um noch ein wenig zu warten. Verabredet hatten wir uns eigentlich schon vor einer Dreiviertelstunde, aber die Wanderung hatte sich dann doch ganz schön gezogen. Insgesamt waren wir über zehn Stunden unterwegs gewesen.
Schnell wurde uns klar, warum die Leute alle in ihren Autos warteten, obwohl es doch so warm war. Sandfliegen...Millionen und aber Millionen...die ganze Luft war schwarz davon. Mit einem Schlag konnte man bis zu zehn Stück erlegen...aber es nahm kein Ende. Wir zogen also Klamotten an was wir hatten und folgten der einzigen Straße weg vom Parkplatz, die für ein Auto befahrbar war, von wo aus also Sebi zwangsläufig kommen müsste.
Wir waren schon fast an der Hauptstraße angelangt, da bog der alte Audi um die Ecke. Sebi war schon vor einer Stunde am Parkplatz gewesen, da wir aber noch nicht da waren, hatte er sich entschieden noch einkaufen zu fahren....
Total geschafft fielen wir ins Auto und wollten nur noch ins Bett. Als Schlafplatz hatten wir das gute alte Beez Neez angepeilt.
Obwohl wir dort erst spät nachts ankamen, bekamen wir noch ein Zimmer zum Sonderpreis :)
Wir fielen alle in die Laken und waren binnen Sekunden eingeschlafen....Zzzzz
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